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Das Wort Sitz verführt den Unerfahren zu der
Annahme, er sei etwas Statisches, eine bestimmte Haltung, die einzunehmen
sei und dann wäre man sicher vor dem Sturz vom Pferderücken, auf
dem Gott vergessen habe Haltegriffe anzubringen.
Und so versucht er sich in den verrücktesten Verrenkungen, die der
Fachmann bald Stuhl- oder Spaltsitz nennt und dem Reitschüler den Rat zu
deren Besserung seiner fürchterlich verkrampften und anstrengenden
Tätigkeit gibt, "Sitzen Sie aufrecht, die Knie locker, die Hacken
nach unten!" Der gepeinigte Anfänger fragt sich verzweifelt,
"Wie? - wie nur soll ich auf
dieser grässlich hoppelnden Unterlage aufrecht sitzen mit lockeren Knien
und gesenkten Hacken?"
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Reiten verlangt Disziplin und einen guten Lehrer
Dieses wechselnde Lernen zwischen Kopf und Körper und
wieder Kopf und wieder Körper verfolgt den Reitenden sein ganzes
Reiterleben. Es gibt dabei keine Grenze, sodass er sagen könnte nun sei
das Ziel erreicht, von wo aus keine weiteren Fortschritte mehr möglich
sind.
Um sich nicht mit Erreichtem abzufinden und damit zum Stillstand zu
kommen, müssen wir unseren Geist immer wach und beweglich halten. Oft
sind rigoros urteilende Äußerungen ein Zeichen für eigene
Denkverhornungen und unerkannte Ängste.
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Zuerst reiten wir mit dem Kopf, dann mit dem Hintern und dann wieder
mit dem Kopf, usw...
Als Reitanfänger haben wir in aller Regel Angst herunterzufallen.
Diese Angst muss von uns überwunden werden und zwar ohne technische
Hilfsmittel! Ohne Sattel! Und ohne zu Haltegriffen missbrauchten Zügeln!
Ist diese Angst in unserem Kopf überwunden, ist unser Sitz
geschmeidig, folgt dem Pferderücken in jeder Situation und ahnt dessen
Bewegungen voraus. Wenn wir uns soweit den Sitz erarbeitet haben, dann
reiten wir mit dem Hintern. Die nächste Übung besteht nun darin den so gereiften Reitersitz als
Mittel das Pferd zu dirigieren einzusetzen. Wir benutzen ihn als Hilfe und
dazu müssen wir wieder unseren Kopf anstrengen.
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Ihre Bearbeitung gelingt mit
Selbstdisziplin und einem guten Lehrer. Er ist unser Spiegel, der uns, die wir vor Anstrengung und
intellektueller Mühen reitender Weise, vollkommen absorbiert sind,
korrigiert und hilft wieder zur "reiterlichen Haltung"
zurückzufinden. Ohne ihn haben wir keine Chance unsere Fehler zu erkennen und
auch in der
richtigen Reihenfolge zu korrigieren. An dieser Stelle muss festgestellt
werden, gelingt etwas nicht, so ist das nie der Fehler des Pferdes und
schon gar nicht der des Lehrers, sondern liegt einzig und allein beim
Reiter!
Wer diese Fähigkeit zur Selbstkritik nicht hat und meint alles aus sich
selbst heraus entwickeln zu können, sollte den
Pferden zuliebe besser Motorradfahren!
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