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Das Kut ad gu Biliq ("Das Wissen das zur
Glückseligkeit führt")
Wegen politische Unruhen floh ein Prinz aus dem islamischen Reich der Sassaniden
ins tiefe Zentralasien nach Kashgar (ein Stadt im Ost-Turkestan, im heutigen
chinesischen Provinz Sinkiang). Der damalsige 12 Jährige Trohnfolger des Reiches
der türkischen Karachaniden Satuk Bugra Chan wurde Muslim und nach seinem Vater
bestieg er das Thron. Die meisten Türken wurden Muslime. Satuk Bugra Chan starb
955. Kashgar wurde ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum und muslimische
Gelehrte lebten oder siedelten sich dort. Neben Mahmud Kashgari der den
bedeutenden "Diwan ut lugat-i türk" verfasste - ein grosses Lexikon in
alt-türkischer Sprache worin Begriffe und Texte und Sitten der türkischen Völker
erläuert werden und ebenfalls werden arabische Übersetzungen vieler türkischer
Wörter vorgestellt- lebte vermutlich auch in dieser Stadt Yusuf Has Hajib aus
Balagasagun ein Gelehrter und vermutlich ein hoher Beamter im Chanat. Er
verfasste den "Kut ad gu Biliq" ("Das Wissen das zur Glückseligkeit führt") ein
Werk worin in 6645 Zweizeilern Ratschläge,Weisheiten,Ermahnungen und Maximen für
den Herrscher und das Volk gegeben werden. Diese beiden grossartigen Werke
gehören zusammen mit dem Diwan des Hoja Ahmed Yesewi und den alttürkischen
Inschriften aus Orchon (8.Jh) die wichtigsten alttürkischen Literaturdenkmälen.
Yusuf Has Hajib hat sein Werk 1070 vollendet. Der Turkologe Armin Vambery
übersetzte den Kut ad gu Biliq ins Deutsch ("Uigurische Sprachmonumente und das
Kutadku Bilik" , Innsbruck 1870) und ebenfalls Wilhelm Radloff ("Das Kutadku
Bilik des Jusuf Chass-hadchib aus Balagasagun", Petersburg 1891-1910).
Prof.Dr.Reshid Rahmeti Arat übersetzte das Werk ins Neu-türkische im Jahre 1959.
Das Institut für Erforschung der Türkischen Kultur veröffentlichte Teile des Kut
ad gu Biliq in ihrem Fachzeitschrift "Türk Kültürü" Dezember 1970, woraus ich -
übersetzt- Kostproben vorstellen möchte
Der Schlechte hält unter den Guten nicht aus.
Der Weg der Wahrhaftigkeit ist der Urgrund der Herrschaft.
Nicht der Mensch ist selten sondern die Menschlichkeit; Nicht der Mensch ist
wenig sondern die Ehrlichkeit.
Achte auf deine Worte damit dein Kopf nicht fliegt. Halte deine Zunge damit
nicht deine Zähne gebrochen werden.
Vom Toten bleibt dem Lebendigen als Erbe dessen Worte.
Denke zuvor über deine Worte die du sprichst; antworte wenn du gefragst wirst
und halte dich kurz.
Für den Schlechten ist die beste Lösung Hiebstock und Gefängnis.
Hör viel zu aber rede wenig; sprich mit Vernunft und schmücke es mit Wissen.
Wenn du achtest wirst du erkennen, dass das Wort des Weisen wie ein Edelstein
ist.
Sohn und Tochter sind das Glanz der Augen.
Der Ansehnlose ist der Vielschwätzer.
Den Nachredner lasse nicht ins Haus. Sie erzählen was sie erfahren dem ganzen
Volk.
Wenig reden, viel zuhören, viel denken
Vom Lügner erwarte keine Treue.
Der Freigiebigste ist der Ansehnvollste.
Der Zufriedene gilt reich auch wenn er arm ist.
Falls der Mensch geduldig ist erreicht er seinem Ziel in jeder Arbeit.
Der Zufriedene ist der Reichste
Der Gierige ist nie satt, alle Welt stillt nicht sein Hunger.
Der Demütige hat lange Ansehen, der Hochmütige und Harte bekommen nie Grüsse.
Wenn der Löwe der Haupt von Hunden wird werden die Hunde wie die Löwen.
Wenn ein Hund der Löwen Haupt wird diese Löwen werden wie Hunde.
Wer Wissen hat der hat Größe.
Mit Wissen findet man Wege zu Himmeln.
Der Menschen Herz ist wie ein Meer ohne Grund, Wissen ist ein Edelstein in
dessen Tiefe. Solange das Edelstein nicht vom Meer geborgen wird sei es
Edelstein oder gewöhnliches Stein es ist dasselbe.
Moschus und Wissen ähneln sich. Der Mensch kann sie nicht verbergen.
Der Wert des Wissens weiß der Weise. Dem Verstand Respekt erweisen kommt durch
Wissen.
Das Wort des Wissenden ist wie Wissen für die Erde, kommt Wasser kommen Gaben.
Das Wort des Wissenden endet nicht Wasserquellen trocknen nicht.
Das Wort des Gelehrten wird für die Unwissenden ein Auge.
Der Feind des Unwissenden ist sein eigenes Wissen und Taten.
Der Stumme kann nicht reden der Unwissende kann sein Wort nicht verbergen.
Des Unwissenden Zunge muss verriegelt sein der Wissende soll seine Zunge
beherrschen.
Leere Worte hört man vom Unwissenden.
Willst du Gutes erfahren geh tu Gutes. Mehr Worte ist Unnütz.
Wer den Gast gut behandelt dessen Ruhm weitet sich aus.
Der Gute der Menschen ist derjenige welcher die Lasten der Bevölkerung
verringert.
Wenn das Gute durchs Muttermilch in die Seele des Menschen eintritt der weicht
bis zum Tod nicht vom rechten Weg.
Tu gutes so erfährst du Gutes.
Taqwa, Din und Shariah sind zu kennen und einzuhalten. Vom solchem Menschen
kommt richtiges Handeln. (Taqwa : Fern-bleiben von Sünden; Din : Religion;
Shariah : islamisches Religions-Recht)
Glaube daran dass Allah dem Guten gute Wege zeigt.
Der Mensch ist nicht unvergänglich was unvergänglich ist ist sein Name. Deswegen
blieben die Namen der Guten unvergänglich.
Der edle Mensch auch wenn er stirbt seine Nachkommen bleiben.
Der Mensch trennt sich von den Tieren durch Erkenntnis.
Durch Hochmut gelangt der Mensch nicht hinauf in den Himmel und durch
Bescheidenheit geht das Arbeit des Menschen nicht zunichte.
Der Schmuck des Verstandes ist die Sprache
Der Schmuck der Sprache ist das Wort.
Der Schmuck des Menschen ist das Gesicht.
Der Schmuck des Gesichtes ist das Auge.
Wer die Worte der Klugen einhält der hat Erfolg.
Das Wort der Klugen ist ein Auge für die Klugen.
Wen Allah Verstand Verständigkeit und Wissen gibt der erreicht seine Wünsche.
Der Sitz des Verstandes ist im Gehirn, da es wertvoll ist ist es oben.
Bei allem ist Allah Hilfe vonnöten.
Wer an Allah glaubt für ihn sind die Tore des Unglücks und Unsicherheit zu.
Würden die Güter das Tod aufhalten können wäre der Herrscher der Herrscher (Kaiser?;Chan?)
nicht gestorben.
Wer Gift isst der isst aus Unachtsamkeit.
Der geduldige Jäger fängt den weißen Vogel.
Sieh der selbstsichere Mensch fällt in Unachtsamkeit.
Zu schnell erledigte Arbeiten bringen morgen Reue .
Achte auf deine Augen in Häusern der anderen.
Deine Ausgaben richte nach Einnahmen.
Gib kein Geheimnis einem zweigesichtigen Menschen. Deine Worte verbreiten sich
dann.
Unterdrückung ist brennendes Feuer, der sich annähernde wird verbrannt, Gesetz
ist Wasser, fließt es bringt es Gaben.
Trink kein Alkohol, der Alkoholtrinkende verliert sein Glück, der Säufer wird
dumm und idiotisch gekannt.
Wenn Weis ins Magen kommt lässt es Worte hinaus dringen. Diese Worte verbrennen
ihn.
Wenn der Wissende Alkohol trinkt wird er unwissend. Wenn der Unwissende trinkt
wird er ein Kind.
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