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Der Name der Seldschuken geht auf Seldschuk, einen
turkmenischen, ogusischen Stammeshäuptling zurück, der um 970 mit seinen
Gefolgsleuten zum Islam übergetreten war. Im 11. Jahrhundert rückten die
Seldschuken zunächst nach Süden vor und eroberten den Iran. Vom
abbasidischen Kalifen nach Bagdad eingeladen, besetzten sie 1055 unter
Tughrul Beg die Stadt und wurden Schutzherrscher über die Kalifen. 1071
schlug Alp Arslan (1063-72), Tughruls Neffe, die Byzantiner bei Manzikert,
und die Turkmenen konnten sich in Anatolien festsetzen. Etwa zur selben
Zeit gerieten auch Syrien und Palästina unter die Kontrolle der
Seldschuken. Damit waren wesentliche Anstöße zu den Kreuzzügen gegeben,
die jedoch die islamische Welt in Vorderasien nur am Rande betrafen.
Sultan Melikschah (1072-92), Sohn von Tughrul, sollte sich der
Unterstützung durch Nisam al-Mulk (1018-92), einen der bedeutendsten
Wesire in der islamischen Geschichte, erfreuen. Dieser wurde am Ende einer
dreißigjährigen Amtszeit durch einen Assassinen ermordet. Die Assassinen
(»haschschaschun«, »Benutzer von Haschisch«, daher auch frz. »assassin«,
»Mörder«), eine extremistische schiitische Sekte, hatten sich unter dem
Agitator Hasan as-Sabbah (gest. 1124) als terroristische Gruppe in den
Bergen südlich des Kaspischen Meeres (Bergfestung Alamut) etabliert und
wurden erst 1256 durch die Mongolen vernichtet.
Nach dem Tode Melikschahs sollte das seldschukische Großreich rasch
zerfallen. Zwar konnte Sultan Mohammed, ein Bruder Melikschahs, den
Zersetzungserscheinungen noch Einhalt gebieten, doch sein Bruder Sandschar
(1118-57) herrschte nur noch im Ostiran (Chorassan). In anderen Regionen
Irans, in Syrien, dem Irak und Kleinasien bildeten sich Teilstaaten, die
sich bekämpften. Von ihnen sollte das Reich der Rum-Seldschuken
(»oströmische Seldschuken«) für Europa am wichtigsten werden. Unter
Süleyman, dem Statthalter Alp Arslans, in Anatolien mit der Hauptstadt
Konya gegründet, wurde es zur großen Gefahr einerseits für die
Byzantiner, die 1176 bei Myriokephalon vernichtend geschlagen wurden, aber
auch für die Kreuzfahrer, deren Landwege nach Palästina erheblich
gestört wurden. Als Konstantinopel 1204 von den Kreuzrittern erobert
wurde, schied es als Gegner für die Seldschuken aus, und Anatolien konnte
vor allem unter Kai Kobad I. (1220-37) eine kurze Blüte auf
wirtschaftlichem und sozialem Gebiet erleben.
Das Ende des Reiches der Rum-Seldschuken kam durch den Vorstoß der
Mongolen nach Kleinasien und die Niederlage am Kösedag 1243; die
Seldschuken mussten sich unterwerfen und wurden Vasallen der Mongolen, die
eine zunehmend straffere eigene Verwaltung einführten. Die seldschukische
Dynastie ging 1308 mit dem Tode von Mesud II. zu Ende, während der Westen
des Landes bereits in selbstständige Kleinfürstentümer zerfallen war.
Aus einem von ihnen sollte das Osmanische Reich hervorgehen. |
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