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Entgegen der heutigen landläufigen Meinung vieler berittenen
Sportbogenschützen hatten die Reiterbogner den Pfeil geankert.
Der Anker ist nicht das Innenhalten beim Bogenspannen, wiel die Finger
oder ein anderer Teil der hand das Gesicht an einer festgelegten Stellen
erreicht haben, sondern der wahre Anker entsteht, wenn Zugschulter und
Schulterblatt die Stellung einnehmen, die am besten für die Ausführung
der Rückenspannung ist. Dass dem so ist, lässt sich zwar erahnen, wenn man die überlieferten
Miniaturen und anderen Bildwerke der Steppenreiter genau anschaut, aber erst
wenn man sich in die mamlukische Literatur über das Bogenschiessen
vertieft, erfährt man mehr und erhält detailgenaue Beschreibungen über
den Bewegungsablauf beim Bogenschiessen.
So wird mit viel Akribie in diesen Werken darüber gefachsimpelt,
welcher Anker der bessere sei und wie weit ein zweckmäßiger Auszug zu
erfolgen habe. Dabei werden immer wieder Berührpunkte im Gesicht
genannt, die dem Bogenschützen als Anker dienen.
Taybugha al Baklamishi vertritt zum Beispiel die Auffassung, dass das Ohrläppchen des
Bogenschützen der beste Ankerpunkt sei.
Über die uns bekannten Abbildungen lässt sich durch die Jahrhunderte
und die verschiedenen Kulturen zeigen, dass es die Armhaltung zunehmend vom Spannen vor der Brust nach
oben in Richtung Augen gewandert ist. So hat man in alter Zeit den Bogen
zwar noch tief
vor der Brust gespannt, um dann in späterer Zeit die zielsichere
Ankervarianten im Gesicht zu favorisieren.
Jedoch empfahlen die Meisterschützen nie höher als die Oberlippe zu
ankern, weil sonst dem Bogenschützen nicht mehr genügend Kraft zum
Spannen der starken Bögen im Rücken zur korrekten Haltung
von Schulter und Schulterblatt der Zugseite zur Verfügung steht. |